Kundenberatung war gestern – oder: Wie ich meine Sonnenbrille fand

Der Sommer kündigt sich mit kräftigen Sonnenstrahlen an - Schön! Und damit man auch uneingeschränkt gucken kann, muss endlich ne vernünftige Sonnenbrille her.

Wie praktisch, dass mir mein Optiker einen Gutschein geschickt hat, der mir verspricht, statt 35 nur noch 25 Euro blättern zu müssen – ja, sorry, Leute, mehr ist nicht drin als Studi. 

 

Ich also guten Mutes zur nächsten Filiale. Dort wartet auch schon der nette Verkäufer auf mich, der heute seinen Lustigen hat, wie sich gleich herausstellt.

Da ich normalerweise in einer anderen Filiale verkehre, möchte ich mich vergewissern, ob mir der Gutschein auch hier zusteht – Nein, lautet prompt die Antwort, die mich Dank des zugesetzten Zwinkerns nicht weiter beeindruckt.

Dann hätte ich doch gerne die Sonnenbrille ohne Sehstärke... Das gibt’s hier aber nicht. Doch, zeige ich auf meinem Gutschein – und schon entpuppt sich der Lustige als äußerst nervig, indem er mir ausführlich das Kleingedruckte vorliest, bis er zu der Stelle kommt, die mir sagt, dass der Gutschein schnuppe ist, solange ich nichts mit Sehstärke will.

Ja toll. Für ihn scheint sich der Fall schon erledigt zu haben, ich füge aber an, dass ich trotzdem eine Sonnenbrille brauche – nutzt ja nichts.

Ja, da läuft er los und verweist mich wie eine eingespielte Stewardess auf die Notaus... äh, Sonnenbrillenständer links, rechts und geradeaus. Ich schaue ihn erwartungsvoll an – Kundenservice scheint nichts Selbstverständliches mehr zu sein – und er erkennt doch noch die dezente Anspielung.

Statt mich aber zu beraten, hält er mir erstmal einen ausführlichen Vortrag darüber, dass mein Gesicht zu schmal für Sonnenbrillen sei und ich eine sehr geringe Breite brauche, die es kaum gibt. Darauf zeigt er mir 10 Modelle, die mir NICHT passen und betont, dass die Kleinen dann aber auch immer bunt sind – nicht, dass er mir darauf eine Passende gezeigt hätte...

Schließendlich stellt er mich vor den letzten Sonnenbrillenständer mit den Worten: „Ist ja auch eigentlich nicht festgelegt wie eine Sonnenbrille auszusehen hat, die laufen ja draußen auch mit riesengroßen Brillen rum und denken, sie sähen cool aus. Naja, probieren Sie sich hier einfach durch, auch wenn es lustig aussieht.“ – und weg ist er... Joa, also, ich soll hier jetzt lustig 300 Brillen durchprobieren, von denen mir eh keine steht, weil ich nicht das passende Gesicht dafür habe? Nein danke – und so drehe auch ich mich um und gehe.

Fünfhundert Meter weiter kaufe ich meine Sonnenbrille für 7,99, setze sie auf und schaue zufrieden in den blauen Himmel. Kundenservice gibt’s eben nur noch von und für sich selber...

 

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