"Einmal den Teller auf die Waage stellen, bitte."

Deutsche Studenten sind zu dick… - das dachte man sich wohl, als in der Uni-Mensa Waagen aufgestellt wurden. Nein, keine Sorge, nicht die Studenten, sondern ihre Mahlzeiten müssen ihr Gewicht nun zur Schau stellen und bestimmen damit ihren Preis. Ganz klar: Man fühlt sich auf Diät gesetzt! Denn jetzt entscheidet der Geldbeutel über das, was sich auf den studentischen Tellern türmen darf.

 

Die Zeiten einer leckeren und ausgewogenen Mensa-Kost sind ja unlängst vorbei, nachdem sich die Studiengebühren in Hamburg eingefunden haben (Klingt komisch, ist aber so). Gut essen war gestern.

 

Doch der Magen ruft in Seminar- und Lernpausen nach Futter. So beginnt der Durchschnitts-Student jeden Tag aufs Neue seine Tour durch die Speisekarten der Mensen… in meinem Fall enden die meisten dieser Touren in leichter Frustration an der Salatbar, die auch nicht mehr die gewohnte Vielfalt aufweist: ein paar Salatblätter hier, ein paar Maiskörner dort und gelegentlich auch einige erfreuliche Schafskäsewürfel oder Oliven. Zum Abschluss noch die Auswahl an trockenen Brötchen… und perfekt ist das Trauer-Mittags-Mahl.

 

Oft vergreift man sich in dieser täglichen Enttäuschung an der Nachspeisentheke – ja, ganz richtig „Vergreifen“, denn was man dort ergattert ist eine undefinierbare Auswahl an Quark- oder Puddingspeisen, die zwar alle farblich, aber tatsächlich nicht geschmacklich variieren. Will heißen: ist süß, ist eklig, mir ist jetzt richtig schlecht! (Hatte aber neben dem Salat noch sehr verführerisch ausgeschaut.)

 

So kam man mehr schlecht als Recht durch den Mensa-Alltag. Versuchte hier und da mal ein Tagesgericht (Warum fall ich da eigentlich immer wieder drauf rein?) oder langte mal an der Pasta-Bar zu (Und wieder ist mir übel und ich kann nicht mehr lernen!). Doch immer vertraute man auf eine einzige scheinbare Gerechtigkeit: der Teller wird ordentlich befüllt! Ja, manch einer meinte sogar, damit ein wenig die Studiengebühren ausgleichen zu können (haha). Und im Idealfall wurde man auch noch satt.

 

Das war einmal…

 

Heute starten wir also recht optimistisch gestimmt und vor allem ziemlich hungrig wieder unsere Tour, statten uns mit Tablett und Besteck aus und streifen die Theken ab… nach drei Runden stellen wir fest: Frust! Meine Leidensgenossin stellt sich gleich schon mal die Depri-Süßspeise aufs Tablett (Ich habe mir vor einiger Zeit geschworen, es einfach nie wieder zu tun, bin aber auch kurz davor!).

 

Die Entscheidung fällt auf Pasta, da die Salatbar ziemlich dürftig ausgestattet ist. Und da stehen sie plötzlich: kalt und steril mit einem gewissen Ausdruck an Zynismus – die Waagen. Nach dem ersten und zweiten Unverständnis offenbaren sie sich dann an den Speisekarten: Pro 100g/0,60€.

 

Ich beginne zu lachen, fülle dabei meinen Teller (tatsächlich sehr viel gezügelter als sonst) und frage mich, ob ich den Käse (nein, kein Parmesan) auch mitwiegen muss. Immer noch nicht ganz überzeugt von der Ernsthaftigkeit der neuen Preiskonstruktions-Methoden stelle ich meinen Teller auf die Waage: 276g – mein Mittagessen. Muss ich mir das jetzt merken oder wird das an der Kasse auch gewogen?

 

Ja klar! „Einmal den Teller auf die Waage stellen, bitte.“ Meine Freundin ist völlig entgeistert, während ich vom Lachflash gepackt die Servietten vergesse und mich frage, ob die demnächst auch mit berechnet werden – sehr wahrscheinlich!

 

Im Endeffekt ist natürlich keiner von uns satt geworden… dicke Studenten hab ich aber auch nicht gesehen. Möglicherweise gibt es ein neues Schönheitsideal an Hamburgs Uni: Magerstudenten. Na dann: Guten Ap.. ähh… also…Gutes Abwiegen!

 

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